AMOBILA - Forschung an Arzneipflanzen
Im Verbundvorhaben AMOBILA „Arzneipflanzenanbau als Instrument einer modernen, ertragsorientierten und zugleich biodiversitätsfördernden Landwirtschaft“ wird erforscht wie sich die Erträge beim Anbau dieser Sonderkulturen durch den Einsatz und die Förderung bestimmter Blütenbesucher steigern und sich die Biodiversität in den Agrarökosystemen fördern lassen. Die Optimierung von Produktionsverfahren und die Umsetzung umfangreicher Wissenstransfermaßnahmen stellen dabei einen weiteren Schwerpunkt dar.
Vorhabenstruktur
Das Verbundvorhaben gliedert sich in vier Teilvorhaben:
Teilvorhaben 1: Tierökologische Untersuchungen an ausgewählten Arznei-, Gewürz- und Aromapflanzen sowie Förderung des Arzneipflanzenanbaus und Steigerung der Erträge
Teilvorhaben 2: Erhöhung der Ökosystemleistungen im Praxisanbau von Arznei- und Gewürzpflanzen
Teilvorhaben 3: Kamille – Ertragsrelevanz sowie Identifizierung von Bestäubungswegen und -distanzen
Teilvorhaben 4: Wissenstransfermaßnahmen und Erarbeitung von Entscheidungshilfen
Hintergrund
Die Bestäubungsökologie der meisten Arznei- und Gewürzpflanzenarten stand bislang wenig im Fokus zurückliegender Forschungsaktivitäten. Es lagen nur wenige wissenschaftliche Untersuchungen darüber vor, welche Insekten die einzelnen Arznei- und Gewürz-Pflanzenarten besuchen, welchen Anteil sie an deren Bestäubung haben und welchen Einfluss sie dadurch auf die Ertrags- und Qualitätsbildung ausüben. Auch zu den ökosystemaren Dienstleistungen, die von Arznei- und Gewürzpflanzenflächen in Agrarsystemen ausgehen, konnten bislang nur wenige Aussagen getroffen werden. Deshalb konnte der Nutzen dieser Sonderkulturen für die Agrarökosysteme weder beziffert noch gezielt in Vermarktungsstrategien eingebunden werden.
Voruntersuchungen
In vorangegangenen Untersuchungen wurden folgenden Bereiche bearbeitet:
- Praxistaugliche Erfassungsmethoden wurden erarbeitet
- Erstmalig wurden fundierte Daten zu blütenbesuchenden Insektenarten auf Fenchel, Lein, Bohnenkraut u.a. erhoben.
- Die Ergebnisse belegen eine große Vielfalt an Blütenbesuchern und lassen Rückschlüsse auf deren Eignung als potentielle Bestäuber der Sonderkulturen zu.
- Von den Arzneipflanzenflächen gehen starke Impulse für eine Diversifizierung der Landwirtschaft aus.
Ziele
Das Verbundvorhaben öffnet sich als Projekt für Kooperationspartner und Forschungsgruppen, weitet das Spektrum der zu untersuchenden Sonderkulturen aus und legt den Fokus verstärkt auf die Ertragsrelevanz blütenbesuchender Insekten und den Bereich der Transfermaßnahmen auf allen Ebenen der Wertschöpfungsketten.
An die Untersuchungen zur Ertragsstabilisierung sind Optimierungsprozesse von Produktionsverfahren gekoppelt, während die Identifizierung von Bestäuberinsekten und Bestäubungswegen auch unter dem Aspekt der Züchtung und der Saatgutproduktion eine – wenn auch untergeordnete - Rolle z. b. beim Anbau von Anis und Kamille spielen.
Im Bereich Transfermaßnahmen steht für die Anbaupraxis und die Fach- und Naturschutzberatung die Wissensvermittlung zur strukturellen Förderung von Bestäuberinsekten im Vordergrund. Hinzu kommen erstmals die ökonomische und ökologische Bewertung des Anbaus ausgewählter Arzneipflanzen im Vergleich zu Alternativkulturen.
Für politische Gremien werden Kennzahlen und Entscheidungshilfen bereitgestellt, die bei der Festsetzung förderpolitischer Rahmenbedingungen verwendet werden können.
Verarbeiter und Endverbraucher können sich mit Hilfe unterschiedlicher, anschaulicher Materialien über die verschiedenen blütenbesuchenden Insektenordnungen auf den Zielkulturen und deren Bedeutung für die Agrarökosysteme informieren.
AMOBILA - Untersuchungen im Teilvorhaben 1
- Erfassungen blütenbesuchender Insekten auf den fünf Modellkulturen
- Quantifizierung der floralen Ressourcen Pollen und Nektar
- Gezielter Einsatz ausgewählter Insektenarten zur Bestäubung von Fenchel und Mohn in Flugtunneln >>> Ertragsrelevanz
- Optimierung pflanzenbaulicher Maßnahmen beim Anbau von Mohn und Anis
- Echte Kamille: Mit Hilfe molekularer Marker wird der Anteil der Fremdbefruchtung durch den Austausch von Pollen zwischen verschiedenen Kamillepopulationen in Abhängigkeit der räumlichen Distanz zueinander ermittelt.
Projektförderung
Projektkoordination
Sofie Gawronski
Koordination des Verbundvorhabens Amobila
Auf dem Hügel 6
53121 Bonn
ProjektpartnerInnen
Koordination des gesamten Verbundvorhabens & Durchführung Teilvorhaben 1
Teilvorhaben 2
Universität Bonn
Campus Klein-Altendorf
Teilvorhaben 3
Leibniz Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK)
AG Quantitative Genetik, Abteilung Züchtungsforschung,
Dr. Lars-Gernot Otto, E-Mail: ottol@ipk-gatersleben.de
Corrensstraße 3,
D-06466 Seeland, OT Gatersleben,
Tel.: 039482-5-685,
Teilvorhaben 4
Fachhochschule Südwestfalen
Fachbereich Agrarwirtschaft, Professur für speziellen Pflanzenbau und nachhaltige Pflanzenbausysteme
Prof. Dr. Tanja Schäfer
Lübecker Ring 2
59494 Soest;
Kontakt: schaefer.tanja@fh-swf.de, Tel.: 02921-378 3228
Firmen & Praxisbetriebe
- Domäne Immichenhain, Ottrau, Hessen (ökologischer Ackerbau und Sonderkulturen)
- Haus Sandfort, Olfen, NRW (Arzneipflanzenanbau, Anis Anbaubetriebe)
- Fenchelanbaubetriebe der agrimed Hessen
Unterauftragnehmer: PHARMAPLANT Arznei- und Gewürzpflanzen Forschungs- und Saatzucht GmbH (PPA), Am Westbahnhof 4, 06556 Artern; Kontakt: Dr. Urs Fischer, Dr. Anna Kodisch, Tel.: 03466 3256-22, anna.kodisch@pharmaplant.de
Vorläuferprojekt
Entwicklung eines Bestäubungsmenagements im Arzneipflanzenanbau zur Steigerung der Erträge und gleichzeitiger Erhöhung der Ökosystemleistungen. FKZ: 22001116 bzw. 16NR011
Weitere Projekte am Wiesengut
D3INST
Strategien zur Auswahl und Optimierung von multifunktionalen Mischungen aus feinkörnigen Leguminosen.
Leitbetriebe
Seit über 25 Jahren Praxis-Forschungserfahrung in Nordrhein-Westfalen.
Wide Synergies
Räumliche Diversifizierung von Anbausystemen zur Förderung der natürlichen Regulierung von Unkräutern, Krankheitserregern und Herbivoren.